Bürger:innenrat PLUS

Der Bürger:innenrat PLUS

ein Bürger:innenrat mit Umsetzungsbegleitung

Wie kann sich die Demokratie im globalen Wettbewerb der Systeme behaupten? 


Eine lebendige Demokratie braucht demokratische
Dialogfähigkeit, demokratische Entscheidungsfähigkeit und demokratische Handlungsfähigkeit – verbunden mit demokratischer Lernfähigkeit (…und einer ausreichenden Portion Anstrengungsbereitschaft der Demokrat:innen).
 

Demokratie braucht demokratische Innovationen, um lebendig zu bleiben.


Geloste Bürger:innenräte stellen eine demokratische Innovation dar.

Um ihr Potential wirklich zu nutzen, müssen wir sie weiterdenken.


Der Bürger:innenrat PLUS ist ein Bürger:innenrat mit systematisch geplanter Umsetzungsbegleitung. Damit die demokratischen Entscheidungen nicht versanden, sondern möglichst viele Akteur:innen in die aktive Umsetzung eingebunden werden. So wird die demokratische Transformationskraft des Bürger:innenrats gestärkt.


Das Modell dient dazu, Beteiligungsprozesse adäquat zu designen.


Der Bürger:innenrat PLUS wurde von Leibfried Prozessbegleitung und AllWeDo e.V. entwickelt und 2023 publiziert.


zur Publikation

Wir laden alle Interessierten ein, den Bürger:innenrat PLUS weiter mit Leben zu füllen!

Mitwirken

Bürger:innenräte weiterdenken

Bürger:innenräte sind bewährt und erfahren großen Aufschwung. Doch Bürger:innenräte zu komplexen Herausforderungen haben noch nicht zum großen Durchbruch geführt. Aus diesem Grund werden Bürger:innenräte immer häufiger kritisiert. Es wächst die Einsicht in die Notwendigkeit, sich verstärkt und systematisch mit der Umsetzung der Empfehlungen von Bürger:innenräten zu befassen.

Wir stehen an einem Scheidepunkt: Entsteht der Eindruck, Bürger:innenräte würden „nichts bringen“, kann Beteiligung als Ganzes in Misskredit geraten. Wir müssen Bürger:innenräte weiterdenken, wenn sie dazu beitragen sollen, die demokratische Handlungsfähigkeit und unsere lebendige Demokratie im globalen Systemwettbewerb zu stärken. Was tun?

1. Die Art der Herausforderung identifizieren

Die Art der Herausforderung ist entscheidend für den Prozess, der zur Lösung benötigt wird.


  • Handelt es sich um ein Verständnisproblem, d. h. fehlt es ausschließlich an Wissenserwerb, gesellschaftlichem Dialog, Verständnis unterschiedlicher Sichtweisen und Austausch? Dann empfiehlt sich ein gut durchgeführter Dialogprozess.
  • Handelt es sich vorrangig um ein Entscheidungsproblem, z. B. eine mit ja/nein zu beantwortende Frage, die in Recht gegossen oder einfach umgesetzt werden kann? Dann braucht es nach dem Deliberations- und Aushandlungsprozess eine demokratisch getroffene Entscheidung.
  • Handelt es sich jedoch um ein Umsetzungsproblem, wie z. B. in den aktuellen großen Transformationsfragen bei Klimaschutz und Klimaanpassung? Dann ist eine demokratische Aushandlung und Entscheidung nicht ausreichend, sondern es braucht anschließend einen kollektiven Umsetzungsprozess.

2. Den Prozess entsprechend der Herausforderung bis zum Ende denken

Die Identifizierung der Art der Herausforderung ermöglicht, einen passenden Prozess zu wählen, der zur Lösung der Herausforderung benötigt wird und die Handlungsfähigkeit stärkt. Die wesentlichen Phasen erfolgreichen Handelns sind:

  1. einen Prozess initiieren
  2. kollektiv das Verständnis vertiefen
  3. entscheiden
  4. umsetzen

Mit der Initiierung eines Beteiligungsprozesses sollte die Bereitschaft einhergehen, alle nötigen Phasen adäquat zu adressieren und den Weg bis zum Ende zu gehen. Werden Prozessabläufe gewählt, die nicht zu den Herausforderungen passen, kann Handlungsfähigkeit nicht gestärkt werden und der fehlende Erfolg führt zu Frustration bei allen Beteiligten. Bei komplexen Umsetzungsproblemen sollten die Entscheidungs- und Umsetzungsphasen von Anfang an mit konzipiert und finanziell angemessen eingeplant werden.

3. Alle Akteursebenen mitnehmen

Um demokratische Handlungsfähigkeit bei komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen effektiv zu stärken, sollten alle  wesentlichen Akteur:innen adressiert und aktiviert werden: Politik, Verwaltung, Bürger:innenschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, organisierte Zivilgesellschaft und weitere Institutionen. An jedem Schritt im Prozess haben alle Akteur:innen unterschiedliche Wirkmöglichkeiten. Nur eine Verbindung und Verzahnung aller Ebenen kann zum transformativen Erfolg führen.

Wesentliche Elemente des Bürger:innenrats PLUS

  • Die Umsetzungsbegleitung sorgt dafür, dass die Ergebnisse des Bürger:innenrats demokratisch und transparent weiterverfolgt werden.
  • Es findet eine weitreichende Aktivierung unterschiedlicher Akteur:innen für die kollektive Umsetzung statt: Politik, Verwaltung, Bürger:innenschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, organisierte Zivilgesellschaft und weitere Institutionen ziehen an einem Strang.


Denn: Komplexe gesellschaftliche Herausforderungen erfordern gesellschaftliche Aushandlungsprozesse – und die demokratisch legitimierte, kollektive Umsetzung gemeinsam getragener Lösungswege.

Für zukünftige Bürger:innenräte empfehlen wir:


  • Der Prozess hört nicht mit dem Bürger:innengutachten auf: Die Entscheidung und Umsetzung müssen von Anfang an konzeptionell mitgedacht, aktiv begleitet und finanziert werden. Dafür sollen neue Formate entwickelt und erprobt werden.
  • Die Adressat:innen der Empfehlungen sollten vielfältiger ausgewählt werden: Alle gesellschaftlichen Akteursebenen sollen für die Umsetzung transformativer Prozesse aktiviert werden.

Modelleinführung: Die Drei Säulen der Demokratie verzahnen

Berg und Nicolaidis schlagen ein Modell vor, das Bürger:innenräte in verschiedene reale oder denkbare Wirkpfade einbettet und die drei Säulen der Demokratie gleichberechtigt aufführt.

Klassische demokratische Entscheidungsprozesse durchlaufen die drei Prozessphasen: (1) Initiieren, (2) Beraten und Ausformulieren und (3) Entscheiden. Diese drei Phasen können mit allen drei Säulen der Demokratie verbunden werden: (A) elektoral-repräsentative, (B) dialogisch-deliberative und (C) direkte Demokratie. Das Modell ermöglicht einen schnellen Überblick und ein tiefergehendes Verständnis von Mitwirkungsmöglichkeiten und Machtverhältnissen in politischen Entscheidungsprozessen.


Die Pfeile im nebenstehenden Schaubild sind Beispiele für einige mögliche Prozessabfolgen. Unten finden sich die Beschreibungen dazu.

Die Grafik kann mit einem Klick vergrößert werden.

Mit einem Klick auf die Buttons unten öffnen sich Beschreibungen.

Für Dialog- oder Entscheidungsprobleme ist das hier vorgestellte Modell zur Typologie von Bürger:innenräten sehr gut geeignet, um bewusste Entscheidungen darüber zu treffen, an welcher Stelle Verfahren welcher Demokratieform genutzt und verzahnt werden sollen. 

Für Umsetzungsprobleme kommt es jedoch an seine Grenzen. Daher schlagen wir eine zweifache Erweiterung des Modells vor.

Modellerweiterung: Alle Akteursebenen und die Umsetzung in den Blick nehmen

Um vollumfängliche demokratische Handlungsfähigkeit bei komplexen Herausforderungen zu gewährleisten, muss das Modell um (D) wesentliche gesellschaftliche Akteur:innen und (4) die Umsetzungsphase ergänzt werden.

Neben Politik und Verwaltung (Fokus in der elektoral-repräsentativen Demokratie), gelosten Bürger:innenräten o. ä. (Formate der deliberativen Demokratie) und allen Bürger:innen (angesprochen durch die direkte Demokratie) rücken weitere gesellschaftliche Akteur:innen in den Fokus: Wirtschaft, Wissenschaft, organisierte Zivilgesellschaft etc.. Auch diese Akteur:innen können prinzipiell einen Aushandlungsprozess initiieren, in der fundierten Beratung bedeutend mitwirken und über bestimmte Lösungsmöglichkeiten (mit) entscheiden. Und sie sind – wie die anderen Akteursebenen auch – ein wichtiger Schlüssel für die Umsetzung.

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Bürger:innenrat PLUS: Den Prozess bis zum Ende denken

In der Umsetzungsbegleitung wird jede Akteursebene durch (Beteiligungs-)Formate unterstützt. Eingebettet sind diese Formate in einen Gesamtprozess.

Das Prozessschaubild zeigt einen prototypischen Prozessverlauf des Bürger:innenrats PLUS. Das Ergebnis des Beratungs- bzw. Aushandlungsprozesses, z. B. das Bürger:innengutachten des Bürger:innenrats, ist nicht das Ende des Prozesses, sondern ein wichtiger Meilenstein in der Mitte. Der Prozess wird kontinuierlich evaluiert und bei Bedarf angepasst. Ein wesentliches Erfolgselement ist das transparente Sichtbarmachen der Entwicklungen und gemeinsame Feiern der Erfolge. 


Mitwirken:

Gemeinsam eine Vielfalt an Beteiligungsformaten entwickeln

Das Modell des Bürger:innenrats PLUS bietet den theoretischen Reflexionsrahmen für das Prozessdesign. Dieses kann in der konkreten Umsetzung durch unterschiedliche Formate realisiert werden. Die Ebene der Durchführung (Kommune, Land, Bund, EU…) spielt für die Auswahl der Formate eine wichtige Rolle. Einen Bürger:innenrat PLUS durchzuführen heißt, in jeder Phase für alle Akteursebenen Formate zu entwickeln und zu nutzen.

Eine umfassende Designvariante des Bürger:innenrats PLUS stellt das Freiburger Bürger:innenratsmodell dar.


Wir laden alle Interessierten ein, den Bürger:innenrat PLUS weiter mit Leben zu füllen und gute Beispiele für erfolgreiche Formate auf allen Ebenen und Prozessschritten einzubringen!


Mit dem Ziel, dass es in Zukunft nicht mehr „nur“ Bürger:innenräte gibt, sondern Bürger:innenräte mit Umsetzungsbegleitung – bei denen sich die Initiator:innen und Durchführenden von Bürger:innenräten verpflichten, die demokratisch legitimierte kollektive Umsetzung der entwickelten Lösungen von Anfang an mitzudenken.


Unsere Vision ist es, eine kollaborative Online-Plattform mit guten Umsetzungsbeispielen auf der Dialog-, Entscheidungs- und Handlungsebene als gesellschaftliche Inspirationsquelle und Designtool für wirksame Beteiligungsprozesse, offen für alle, zu erarbeiten.


Wenn Sie mitwirken möchten, melden Sie sich bei uns.


E-Mail

Das Freiburger Bürger:innenratsmodell:

Eine Designvariante des Bürger:innenrat PLUS

Das Freiburger Bürger:innenratsmodell wurde im Rahmen des Klima-Bürger:innenrats (KBR) der Region Freiburg entwickelt und wird seit 2022 in der Region Freiburg pilotiert.

Mehr Hintergrund

Das Freiburger Bürger:innenratsmodell im Überblick

Die Grafik kann mit einem Klick vergrößert werden.

Elemente des Freiburger Bürger:innenratsmodells im Detail

Mit Klick auf die jeweiligen Elemente des Freiburger Bürger:innenratsmodells öffnet sich eine Beschreibung.

Strategietreffen

Politik und Verwaltung

Strategietreffen Akteur:innen

Aktivierendes Bürger:innengespräch

Umsetzungsbegleitgruppe

Sichtbarmachen der Erfolge

Hintergrund zum Freiburger Bürger:innenratsmodell

Strategietreffen Politik und Verwaltung im Rahmen der Umsetzungsbegleitung des Klima-Bürger:innenrats Region Freiburg im Dezember 2022 (Foto: Daniel Hiekel, AllWeDo e.V.)

Das Freiburger Bürger:innenratsmodell, eine Designvariante des „Bürger:innenrat PLUS – ein Bürger:innenrat mit Umsetzungsbegleitung“, wird aktuell in der Region Freiburg pilotiert. Mit dem Klima-Bürger:innenrat (KBR) der Region Freiburg wurde 2022 der erste interkommunale Bürger:innenrat Deutschlands unter konzeptioneller Leitung von Leibfried Prozessbegleitung realisiert. Der KBR wurde von einer Bürger:inneninitiative initiiert, von der Stadt Freiburg und 15 Umlandkommunen beauftragt und durch den gemeinnützigen Verein AllWeDo e.V. durchgeführt. 2023 erhielt der KBR u. a. die Auszeichnung „Gute Bürgerbeteiligung“ des Kompetenzzentrums Bürgerbeteiligung. AllWeDo e.V. finanziert einen großen Teil der Konzeptentwicklung für die Umsetzungsbegleitung in der Region Freiburg.


Kontakt

Bei Fragen, Anregungen oder dem Wunsch mitzuwirken, treten Sie gerne mit uns in Kontakt:

info [at] buergerrat-plus [punkt] de

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